Die Bedeutung eines freien, offenen und vielfältigen Europas hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einer Ansprache im Rahmen der Aktionswoche Europa im BMW Group Werk Leipzig betont. „Wir wollen ein starker Industriestandort bleiben. Das bleiben wir nur mit offenen Märkten und in der EU“, sagte Steinmeier vor rund 2.500 Mitarbeitern. Der Bundespräsident bezeichnete die kommende Europa-Wahl mehr denn je als richtungsweisend für die Zukunft der Staatengemeinschaft und appellierte an die Belegschaft, am kommenden Sonntag zur Wahl zu gehen.
Die Produktion ruhte heute Vormittag im BMW Group Werk Leipzig. Mehr als 2.000 Stühle, zusätzlich mehr als 1.000 Stehplätze und ein Bühnendesign ganz im Zeichen Europas: So präsentierte sich das Zentralgebäude des Werkes anlässlich des hohen Besuchs. Es war das erste Mal in seiner Amtszeit als Bundespräsident, dass Frank-Walter Steinmeier im Rahmen einer betrieblichen Mitarbeiterversammlung eine Ansprache hielt. Der Termin und das Thema waren nicht zufällig gewählt. Sechs Tage vor der Europa-Wahl trat das Staatsoberhaupt als überzeugter Fürsprecher der europäischen Idee vor die Belegschaft.
„Ein demokratisches Deutschland in einem vereinten Europa - das ist ein verdammt großes Glück», sagte Steinmeier: „Dafür lohnt es sich, zu streiten und allemal am Sonntag wählen zu gehen.“ Es gehe in den kommenden Jahren sowohl um wirtschaftlichen Wohlstand und einen starken Arbeitsmarkt im globalen Wettbewerb, als auch um ein gerechtes, stabiles Sozialmodell, sagte Steinmeier. Der Bundespräsident zeigte sich überzeugt, dass nachhaltige und wirksame Antworten etwa auf Fragen zu Klimawandel, Digitalisierung und Migration nur im europäischen Kontext und Dialog zu finden seien. Er betonte die hohe Bedeutung der EU für die deutsche Wirtschaft. „Wenn wir gute Arbeitsplätze wollen, dann brauchen wir industrielle Wertschöpfung. Und wenn wir industrielle Wertschöpfung wollen, dann brauchen wir ein geeintes, starkes Europa.“
Mit Blick auf Großbritannien und den Brexit sagte Steinmeier: „Wir wollen ein starker Industriestandort bleiben.“ Das funktioniere nur mit offenen Märkten und in der EU. Auch die deutsche Automobilindustrie brauche offene Märkte und offene Grenzen in Europa, betonte Steinmeier. Sie sei global vernetzt wie kaum eine andere Industrie, habe Vorteile durch den Euro und profitiere davon, dass Europa für freien und fairen Welthandel eintrete.
Freier Handel als zentraler Erfolgsfaktor
Oliver Zipse, Vorstand für Produktion der BMW AG, bezeichnete den freien Handel in der Europäischen Union als zentralen Erfolgsfaktor für die BMW Group. „Auch das sehr hohe Leistungsniveau der Produktion hier in Leipzig ist nur in diesem Kontext vorstellbar“, betonte Zipse und nannte das sächsische Werk „Geburtsort der nachhaltigen Elektromobilität im deutschen Automobilbau“.
Ebenso wichtig wie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen innerhalb der EU seien die über Jahrhunderte von Humanismus und Demokratie geprägten europäischen Werte. Denn diese wiederum „prägen die Unternehmenskultur der BMW Group weltweit“, sagte Zipse und fügte hinzu: „Die smarte Produktion der Zukunft wächst auf dem Fundament der europäischen Werte.“ Der Produktionsvorstand zeigte sich überzeugt, dass „Europa bei der digitalen Transformation beste Voraussetzungen hat“. Zipse: „Wir brauchen den Vergleich mit den großen Digitalunternehmen aus dem Silicon Valley oder aus China nicht zu scheuen.“
Die hohe Bedeutung fairer Arbeitsbedingungen
Eine Europäische Union als Garant für Frieden und Freiheit und mit einer klaren Wirtschafts- und Wertegemeinschaft sei keine Selbstverständlichkeit, sagte Jens Köhler, Vorsitzender des Betriebsrats des BMW Group Werkes Leipzig: „Bei den diesjährigen Europawahlen geht es daher um mehr als um die reine Zusammensetzung des europäischen Parlaments.“ Köhler betonte die Bedeutung fairer Arbeitsbedingungen und aktiver, länderübergreifender Handels- und Industriepolitik, damit „die Wirtschaftsprozesse und Produktionsketten, die in den vergangenen Jahren erfolgreich, aber mühsam aufgebaut wurden, auch in Zukunft Bestand haben“. Die Mitbestimmung der Beschäftigten sei hierfür ein elementarer Faktor.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte, die Europäische Union habe maßgeblich dazu beigetragen, „den wirtschaftlichen Neuanfang nach der Wiedervereinigung erfolgreich zu gestalten und Sachsen als Innovationsland zu etablieren“. Kretschmer weiter: „Gerade in Sachsen, als einer Region im Herzen Europas, wissen wir sehr gut, welche Vorzüge die EU bietet.“ In einer globalisierten Welt könnten sich die europäischen Staaten nur gemeinsam behaupten. Auch Kretschmer forderte dazu auf, bei der bevorstehenden Wahl ein „deutliches Zeichen für ein starkes Europa zu setzen“.
Werk Leipzig fertigt rund 80 Prozent der Fahrzeuge für die EU
Die BMW Group exportierte von den 244.000 im Jahr 2018 im Werk Leipzig produzierten Fahrzeugen rund 190.000 Fahrzeuge und somit fast 80 Prozent der Leipziger Produktion in Länder Europas. So gingen zum Beispiel mehr als 41.000 Automobile nach Großbritannien. Das Vereinigte Königreich stellt mit 17 Prozent nach Deutschland den zweitwichtigsten Markt für das sächsische Werk dar. Von den 244.000 verbauten Motoren kamen im Jahr 2018 rund 22.000 (neun Prozent) aus dem britischen Motorenwerk der BMW Group in Hams Hall und 168.000 Aggregate aus dem Werk im österreichischen Steyr. Somit beträgt der im europäischen Ausland für das Werk Leipzig gefertigte Anteil an Motoren in Summe 78 Prozent. Das Werk Leipzig profitiert zudem hinsichtlich moderner Logistikstrukturen mit hocheffizienten Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Anlieferungen von einem zollfreien Europa der offenen Grenzen. Aktuell bezieht das Werk Komponenten aus mehr als 20 europäischen Ländern.
Auch in der Belegschaft spiegelt sich die europäische Idee wider. Derzeit sind im Werk Leipzig Mitarbeiter aus 20 europäischen Nationen vertreten.
Bundespräsident Steinmeier nutzte seinen mittlerweile zweiten Besuch im Werk Leipzig auch, um sich bei einem Rundgang über die Produktion der in Leipzig gefertigten elektrischen BMW i3 und i8 zu informieren. Ein Mittagessen im Betriebsrestaurant des Werkes mit Mitarbeitern aus unterschiedlichen europäischen Herkunftsländern rundete den Besuch ab.
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