Interview zu „50 Jahre BMW Automobile aus Dingolfing“
mit Dingolfings Bürgermeister Armin Grassinger
Oftmals wird Dingolfing ja als BMW Stadt bezeichnet. Wie lebt es sich als Bürgermeister und auch als Bürger einer BMW Stadt?
Erst müssen wir über den Begriff sprechen. Denn oft meinen Außenstehende, die „BMW Stadt“ sagen, dass Dingolfing fast nur aus dem Automobilwerk besteht. Das stimmt natürlich nicht. (lacht) Als Bürgermeister kann ich aber sagen, dass es zu 99 Prozent nur Vorteile gibt. Die Stadt befindet sich dank der Ansiedlung des größten BMW Werks Europas in einer hervorragenden finanziellen Situation und hat dadurch einen größeren Handlungsspielraum als die meisten Städte vergleichbarer Größe. Das kommt entsprechend auch den Bürgern zu Gute. Die sicheren Arbeitsplätze, die das BMW Group Werk bietet, sorgen in der gesamten Region für Wohlstand.
Als Jahrgang 1977 sind Sie im gleichen Jahr wie der erste BMW 7er geboren. Sind Sie dementsprechend auch mit BMW Automobilen aufgewachsen?
Ja, sehr! Mein Vater konnte über viele Jahrzehnte im BMW Werk arbeiten. In Zeiten meiner Kindheit war gerade der Handel mit Jahreswägen sehr populär. Ich bin aber nicht mit der 7er-Reihe aufgewachsen, sondern eher mit der 3er- und 5er-Reihe.
Was ist eine Erinnerung aus Ihrer Kindheit in Bezug zu BMW – das Werk, die Mitarbeiter oder die Produkte, die Ihnen spontan einfällt?
Unvergessen sind die Urlaubsfahrten mit dem Jahreswagen nach Italien. Alleine das Packen und Verstauen der Koffer im Kofferraum war als Kind schon immer ein Highlight, weil da erstmals so richtig Urlaubsstimmung aufkam. Meistens kamen wir aber mit einem leicht beschädigten Auto wieder aus Italien zurück. Denn das weiß-blaue Emblem auf der Motorhaube wurde uns fast jedes Mal auf irgendeinem Parkplatz geklaut.
Warum sind Sie eigentlich nicht bei der BMW Group gelandet?
Vielleicht waren die Öffentlichkeitsarbeit und das Recruiting vor 30 Jahren noch nicht so gut wie heute. (lacht) Damals assoziierte man die Arbeit im BMW Werk oft noch mit monotoner Tätigkeit am Band. Heute weiß ich natürlich, dass es nicht so ist, BMW bietet eine enorme Bandbreite interessanter Berufe, etwa in den Bereichen Technik, Management oder Marketing. Aber ich hatte mich damals eben für einen Beruf im Handwerk entschieden.
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit von Stadt und Werk – auf den verschiedenen Ebenen?
Die Zusammenarbeit erfolgt in absolut professioneller Art und Weise. Ob es um den Grunderwerb für die Werkshallen in den frühen 70er Jahren ging, um Flächen für die Werkserweiterung oder um verschiedene Infrastrukturprojekte wie die Verkehrsanbindung oder die Abwasserbeseitigung - beide Seiten gehen und gingen immer sehr respektvoll miteinander um. Die Verflechtungen gehen heute weit über das Wirtschaftliche hinaus. Das BMW Group Werk beteiligt sich etwa als Sponsor bei unserem Dingolfinger Halbmarathon und am Dingfest, ein Musikfestival, das alle zwei Jahre im Sommer stattfindet. Aus dieser Partnerschaft ist auch der Verein „Von der Region für die Region“ hervorgegangen, der sich um Bedürftige kümmert und gemeinnützige Einrichtungen fördert. Sie sehen, BMW ist mittlerweile auch ein wesentlicher Teil des gesellschaftlichen und kulturellen Geschehens in unserer Region. BMW steht nicht nur für Arbeiten, sondern auch für Leben in Dingolfing.
Zum Schluss zwei konkrete Projekte: Es gibt ja nun das Projekt „Study & Work“, das die Stadt Dingolfing durch eine Kooperation mit der Hochschule Landshut und regionalen Firmen zur Hochschulstadt machen soll. Warum ist die Zusammenarbeit hier so wichtig?
Gut ausgebildete Arbeitskräfte wachsen nicht auf den Bäumen. Es wird immer mehr zu einer Gemeinschaftsaufgabe für Wirtschaft, Hochschulen und Kommunen werden, Fachkräfte für eine Region zu gewinnen. Sie sind der Grundstein für eine weiterhin florierende Wirtschaft und unseren künftigen Wohlstand.
Ein weiteres gemeinsames Projekt ist das neu geplante Biomasse-Heizwerk von den Stadtwerken Dingolfing und Bayernwerk Natur. Inwiefern ist aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit zwischen Kommune und Wirtschaft essenziell für den Klimaschutz?
Als essenziell erachte ich derzeit, dass Deutschland als Wirtschaftsstandort interessant bleibt, ohne dabei seine Klimaziele zu vernachlässigen. Mit dem Gemeinschaftsprojekt des neuen Biomasseheizwerks gelingt es uns in hervorragender Weise, Energiekosten langfristig zu senken und den CO2-Fußbadruck der Produktion in Dingolfing zu reduzieren.