Dingolfing. Seit 2005 verleihen der Bayerische Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung und das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales den Preis „JobErfolg – Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz“. Ausgezeichnet werden damit Unternehmen, die sich beispielhaft um Inklusion im Arbeitsleben bemühen. Einer der vier Preisträger in diesem Jahr ist das BMW Group Werk Dingolfing. Es gewann in der Kategorie „Privatwirtschaft“. Damit würdigte die „JobErfolg“-Jury Niederbayerns größten Arbeitgeber für sein langjähriges und vorbildliches Engagement bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung im Berufsleben.
Die feierliche Preisverleihung, durch die Radiomoderatorin Marion Schieder führte, fand Mitte Juli im Historischen Rathaussaal in Nürnberg statt. Eingerahmt von dem geschichtsträchtigen Ambiente des Saals überreichte die Bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf die Auszeichnung unter der Schirmherrschaft von Felix Neureuther an Vertreter des Dingolfinger Werks. Der querschnittsgelähmte Tobias Besendorfer, Personalleiterin Christine Petrasch und Inklusionsbeauftragte Bettina Greil nahmen den Preis in Form einer Urkunde und einer Statue stellvertretend entgegen. Auch Dingolfings Erster Bürgermeister Armin Grassinger war für die Verleihung nach Nürnberg gereist.
Vorbildliches Engagement
In ihrer Laudatio betonte die Sozialministerin, dass die Förderung von Menschen mit Behinderung im BMW Group Werk Dingolfing eine lange Tradition hat. So führte das Werk unter anderem schon vor 30 Jahren eine Gehörlosen-Lernstatt ein, um Kolleginnen und Kollegen mit Höreinschränkungen besser zu integrieren. Seitdem treffen sich die gehörlosen Kolleginnen und Kollegen der Werke in Dingolfing und Landshut im Rahmen der Lernstatt einmal im Quartal, um die wichtigsten beruflichen Themen von Gebärdendolmetschern übersetzt zu bekommen. Das Konzept hat sich bewährt, sodass es in Zukunft an allen deutschen BMW Group Standorten Gehörlosen-Lernstätten geben wird. Das legt eine neu geschlossene, konzernweit geltende Betriebsvereinbarung zur Inklusion fest. Sozialministerin Ulrike Scharf lobte darüber hinaus die überdurchschnittlich hohe Schwerbehindertenquote im Werk Dingolfing. Mit 8,2 Prozent liegt diese nicht nur weit über den gesetzlich vorgeschriebenen 5 Prozent, sondern auch über den Quoten der anderen drei „JobErfolg“-Preisträger in diesem Jahr. Rund 20 Prozent der Schwerbehinderten sind Frauen. Am Standort werden zudem jedes Jahr Azubis mit einer Schwerbehinderung eingestellt.
Inklusion gelingt nur gemeinsam
Christine Petrasch bedankte sich im Namen der gesamten Belegschaft des Werks für die Verleihung der Auszeichnung und betonte, dass Inklusion nur gemeinsam über alle Technologien und Abteilungen hinweg funktioniere: „Gelebte Inklusion bedeutet eben nicht nur das Bereitstellen von Arbeitsplätzen, sondern auch eine tolerante und offene Einstellung in den Köpfen der Menschen.“ Wie sehr sich die Dingolfinger Beschäftigten für die aktive Teilhabe von Menschen mit Behinderung engagieren, zeigt auch das Beispiel von Tobias Besendorfer. Der Mitarbeiter ist nach einem schweren Badeunfall 2018 auf den Rollstuhl angewiesen. Seit vergangenem Jahr arbeitet er wieder. Um das zu ermöglichen, wurde sein Arbeitsplatz rollstuhlgerecht umgestaltet. Zusätzlich zu den dafür zur Verfügung gestellten Geldern der Deutschen Rentenversicherung investierte auch der Fachbereich selbst in die Umgestaltung. Außerdem hatten Kolleginnen und Kollegen fast 12.000 Euro aus der privaten Tasche gesammelt, um Tobias Besendorfer den Umbau des Privatautos zu ermöglichen – Inklusion, wie sie sein soll.
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