Dingolfing. Nach der Corona-bedingten Produktionspause sind im BMW Group Werk Dingolfing an diesem Montag erstmals wieder BMW Automobile von den Montagebändern gelaufen. Dingolfing ist damit das erste deutsche Fahrzeugwerk der BMW Group, das seine Produktion gemäß der aktuellen Marktentwicklung Schritt für Schritt wieder hochfährt. Gefertigt wird zunächst im Einschicht-Betrieb – und mit umfangreichen Infektionsschutzmaßnahmen für die Beschäftigten.
Hubert Aiwanger, Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, machte sich persönlich ein Bild vom Wiederanlauf der Fahrzeugproduktion. Hubert Aiwanger: „Die Wiederaufnahme der Produktion ist ein Zeichen dafür, dass Bayerns Wirtschaft mit jedem Tag wieder mehr Fahrt aufnimmt. Wir müssen jetzt die Bedingungen schaffen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer aus allen Branchen wieder aus der Kurzarbeit kommen und bestehende Jobs gesichert werden. Das werden wir schaffen. BMW zeigt hier in Dingolfing, dass Arbeitsabläufe und Produktionsprozesse mit den richtigen Schutzmaßnahmen und Hygieneregeln funktionieren. Das ist ein wichtiges Signal, insbesondere für die vielen Zuliefererbetriebe.“
Basis der zwischen Unternehmen und Betriebsrat vereinbarten Schutzmaßnahmen sind die Einhaltung der bekannten Hygiene- und Abstandsregelungen sowie der fallweise Einsatz von Mund-Nase-Masken in bestimmten Situationen. Zur Sicherstellung dieser Regeln wurden das bestehende Produktionsumfeld sowie die bisherigen Abläufe teilweise erheblich umgestaltet. „Gerade für unsere zurückkehrenden MontageMitarbeiter war manches heute anders und neu. Die Mitarbeiter haben sich aber sehr umsichtig und besonnen verhalten und Verständnis für den veränderten Betrieb unter Corona-Rahmenbedingungen gezeigt. Dafür möchte ich ausdrücklich Danke sagen“, zog der Dingolfinger Werkleiter Christoph Schröder eine erste vorsichtige Bilanz.
„Die Sicherheit der Mitarbeiter hat für uns beim Wiederanlauf weiter oberste Priorität“, sagt auch der Dingolfinger Betriebsratsvorsitzende Stefan Schmid. „Wir haben als Vertreter der Belegschaft ein ganzes Paket von Schutzmaßnahmen mit dem Unternehmen vereinbart – aber natürlich ist insbesondere auch die Umsicht, die Disziplin und Solidarität jedes einzelnen Mitarbeiters gefordert, wenn es um persönliche Hygiene- und Verhaltensregeln geht. Wir wollen hier in Dingolfing weiter die besten Autos bauen – und das mit Abstand.“
Statt der üblichen Stückzahl von 1.500 gebauten Fahrzeugen liefen am ersten Tag im Dingolfinger Werk lediglich einige hundert neue BMW Automobile von den Bändern. Denn produziert wird aktuell nur in der Frühschicht von 05.00 bis 13.30 Uhr. Und auch hier stand am Montagmorgen zunächst einmal eine ausführliche Information und Sicherheitsunterweisung der Mitarbeiter durch Meister und Vorgesetzte auf der Tagesordnung, ehe das Montageband sich in Bewegung setzte.
Schon vergangene Woche waren die Mitarbeiter zu Themen wie der Anreise in den Werksbussen, wo nunmehr Schutzmaskenpflicht gilt und Sitzplätze dokumentiert werden müssen, oder zum Verhalten im Werk beim Schichtwechsel, in den Pausenräumen oder Treppenhäusern unterwiesen worden. Zusätzlich sind seit dieser Woche an stark frequentierten Stellen wie dem Busbahnhof sogenannte Werkslotsen im Einsatz, die Mitarbeiter bei der Einhaltung der Regelungen unterstützen. Um beispielsweise die 1,5 Meter Mindestabstand einzuhalten, wurden unter anderem verbindliche Bodenmarkierungen angebracht, Obergrenzen für Besprechungsräume definiert, Abtrennscheiben aus Plexiglas montiert oder Pausenflächen erweitert. Zudem hat das Facility Management etwa Reinigungszyklen verkürzt oder zusätzliche Möglichkeiten zur Handhygiene und Desinfektion geschaffen.
Im Vorfeld war darüber hinaus jeder einzelne Fertigungsarbeitsplatz von Arbeitssicherheit, Gesundheitsdienst, Technologie und Betriebsrat im Hinblick auf eine Corona-konforme Gestaltung begutachtet und bei Bedarf technisch oder organisatorisch verändert worden. Wo dies nicht möglich war und etwa der Mindestabstand aufgrund der spezifischen Montagetätigkeit und Aufgabenstellung nicht einzuhalten ist, tragen Mitarbeiter Masken, die sie vom Unternehmen zur Verfügung gestellt bekommen.
Mit Blick auf die logistischen Herausforderungen beim Wiederanlauf sagt Werkleiter Christoph Schröder: „Auch unsere Partner und Lieferanten haben sehr gut mitgezogen, so dass wir trotz einiger Herausforderungen in den internationalen Lieferketten, gut mit den benötigten Teilen für die Fahrzeugproduktion versorgt waren und sind.“
Wie sich der weitere Hochlauf des Werks entwickelt und wann beispielsweise zu einer zweischichtigen Fahrweise zurückgekehrt werden kann, hängt maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Kundennachfrage ab, erklärt Werkleiter Christoph Schröder: „Eine schnelle Erholung der Automobilmärkte ist derzeit leider nicht zu erwarten. Wir müssen und werden hier deshalb weiter flexibel sein. Auch die Kurzarbeit wird neben den üblichen arbeitszeitpolitischen Instrumenten wie dem BMW Zeitkonto ein Thema bleiben – wenngleich wir sie die nächsten Wochen hoffentlich immer weniger in Anspruch nehmen müssen.“
Das Dingolfinger Fahrzeugwerk war Mitte März wie fast alle anderen Fahrzeugwerke der BMW Group aufgrund der einbrechenden AutomobilNachfrage infolge der weltweiten Corona-Pandemie heruntergefahren worden. Dennoch waren am Standort Dingolfing in den vergangenen Wochen jenseits der Fahrzeugproduktion bereits viele Mitarbeiter im Einsatz, um einen Mindestbetrieb aufrecht zu erhalten und Zukunftsprojekte voranzutreiben: So wurden aus den Komponentenwerken des Standorts heraus die chinesischen Fahrzeugwerke mit Fahrwerks- und Antriebsteilen versorgt, die zentrale Aftersales-Logistik belieferte auch weiter die weltweite BMW und MINI Handelsorganisation mit Ersatz- und Zubehörteilen, der Ausbau des Werks 02.20 zum Kompetenzzentrum E-Antriebsproduktion wurde vorangetrieben – und auch im Fahrzeugwerk liefen die Vorbereitungen für die Zukunft auf Hochtouren. Zum einen wurde die über Ostern ohnehin geplante Produktionsunterbrechung genutzt, um wichtige Umbauten für den neuen BMW 4er, den BMW iNEXT und weitere neue Modelle vorzunehmen. Zum anderen waren zuletzt auch viele Mitarbeiter damit beschäftigt, die Vorkehrungen für den nunmehr erfolgten, sicheren Wiederanlauf zu treffen.
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